Stressmedizin

„It’s not stress that kills us – it’s our reaction to it“
(Hans Selye)

Die Stressmedizin beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen von chronischem Stress, von der WHO immerhin als ‚größte Gesundheitsgefahr unseres Jahrhunderts‘ bezeichnet. Der österreichisch-kanadische Mediziner und Biochemiker Dr. Hans Selye hat den Begriff ‚Stress‘ erstmals in die Medizin eingeführt und gezeigt, dass Stress messbar ist und weit mehr als nur ein Gemütszustand. In den 1930er Jahren legte er mit seinem „allgemeinem Adaptionssyndrom“ den Grundstein für die moderne Stressforschung. Darin beschrieb er die verschiedenen Reaktionsmuster des menschlichen Körpers auf andauernde Stressreize. Mittlerweile haben die Neuro-Psychologie und die Hirn-Forschung seine Erkenntnisse mit unzähligen wissenschaftlichen Arbeiten belegt und bekräftigt. Gerade der alltägliche, ‚normale‘ Stress, der wohl einfach zu unserer heutigen Leistungsgesellschaft, ja schon fast zum ‚guten Ton’, gehört, macht uns krank. Stress ‚aushalten‘ zu können gilt als Zeichen für Stärke und Karrierebewusstsein. Die Folgen sind fatal – viele chronische Erkrankungen sind stressbedingt und entwickeln sich aus dem Spagat zwischen Leistungsanforderung und den eigenen individuellen Kapazitäten.

Grundsätzlich wird zwischen positivem (Eustress) und negativem Stress (Dissstress) unterschieden. Stress, vor allem der akute, hat durchaus auch seine positiven Seiten. Selye bezeichnet ihn auch als die ‚Würze unseres Lebens’ – er bringt uns in ‚Flow‘, treibt uns zu maximalen Höchstleistungen, psychisch wie physisch. Ob wir Stress als positiv oder negativ, und damit belastend erleben, ist oft eine Frage der inneren Einstellung.

Stress kann viele Ursachen (sogenannte Stressoren) haben. Von akuten lebensbedrohlichen Situationen, starker körperlicher Belastung, Kälte, Wärme, Lautstärke bis hin zu mentalen Prozessen, konzentriertem Arbeiten, Beziehungskonfikten oder negativen, von Angst getriebenen, Gedankenspiralen – „was wäre wenn…“.

Egal welcher Stressor – Die körperliche Reaktion ist immer die gleiche!

„Es sind nicht die Dinge oder Ereignisse an sich, die uns beunruhigen, sondern die Einstellungen und Meinungen, die wir zu den Dingen haben.“
(Epiktet, griechischer Philosoph der Stoa, 50-138 n.Chr.)

Die Neuroendokrine Stressachse

Nehmen Sie das Bild einer Antilope, die vor einem Löwen fieht. Das ist ‚Stress‘ in seiner ursprünglichen Form – beim Menschen wie beim Tier. Eine ‚Notfallreaktion‘, ein Schutzmechanismus, der unser Überleben sichern soll.

Wird vom zentralen Nervensystem ein Reiz als Gefahr wahrgenommen, wird der Organismus in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Über das sympathische Nervensystem mit seinen Botenstoffen Adrenalin und Noradrenalin und dem Stresshormon Cortisol werden all jene Organe und Funktionen unterstützt, die für einen Kampf ums Überleben wichtig sind. Das heißt Muskulatur, Atmung, Herz-Kreislaufsystem und die Informationsübermittlung im Gehirn selbst. Alle anderen, über den Parasympathikus gesteuerten Organe, die auf Verdauung, Regeneration, Ausscheidung und Reproduktion gerichtet sind, werden (kurzfristig!) gehemmt. Um dem Körper die dafür notwendige Energie bereitstellen zu können, werden Zucker und Fett im Blut erhöht. Das erklärt zum Beispiel den Heißhunger auf Süßes und/oder Fettiges in ‚stressigen‘ Zeiten durch die Ausschüttung des Neuropeptids Orexin. Atmung und Puls werden verstärkt, um die benötigte Energie möglichst schnell in die Muskulatur zu pumpen. Der „Motor“ läuft auf Hochtouren – Die Antilope rennt um ihr Leben!

Sobald sich die Antilope in Sicherheit gebracht hat, folgt die Erholungsphase. Der Hormonspiegel normalisiert sich, Atmung und Puls werden langsamer und die vorher gedrosselten Stoffwechselvorgänge der inneren Organe (Verdauung, Ausscheidung, Sexualtrieb, immunologische Prozesse etc.) werden wieder aktiviert.

Stressbedingte Krankheiten

Befndet sich ein Organismus jedoch in dauerhaften Stresszuständen, fehlt diese Phase der Entspannung und Regeneration. Ist das der Fall, kann Stress ernsthafte körperliche Erkrankungen auslösen:

  • Herzkreislauf-Erkankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt
  • Störungen im Magen-Darm-Trakt wie Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüre oder Verdauungsbeschwerden
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen
  • Adipositas, abdominelle Fettanlagerung
  • hormonelle Störungen wie Diabetes mellitus oder Menstruationsstörungen
  • Psychosomatische Erkrankungen wie Burnout oder CFS (chronical fatigue syndrome)
  • neurologische Erkrankungen wie Alzheimer oder Störungen des Kurzzeitgedächtnisses

Therapie

Neben der symptomatischen Therapie der Erkrankung selber ist es das Ziel, Ihren Organismus langfristig vor den biochemischen Auswirkungen von Stress zu schützen. Stress lässt sich natürlich nicht so einfach im Handumdrehen ausschalten. Trotzdem gibt es Strategien, die uns helfen können, unsere täglichen Herausforderungen stressfreier zu meistern. Neben einer umfangreichen Laboranalytik gibt die Herzratenvariabilitäts-Messung mit Nilas MV ein erstes Bild von der Stressbelastung Ihres Körpers.

Die Therapie ist vielfältig, wie die Struktur des Menschen. Von Achtsamkeitstraining, Yoga, Qi-Gong, über Ausgleichssport, zu Mikronährstoff-Supplementation und Zelltraining – es gibt viele Wege.

Mit Hilfe von Atem- und Entspannungsübungen sorgen Sie nachweislich für einen Gegenpol, der Ihrem Körper die Möglichkeit gibt, sich zu erholen. Planen Sie Pausen ein in Ihrem Alltag, vermeiden Sie negative Gedankenspiralen, versuchen Sie ihren Stress neu zu bewerten, sorgen Sie für einen körperlichen Ausgleich in Ihrem Alltag… Hören Sie ihre Lieblingsmusik, lesen Sie abends ein gutes Buch, seien Sie achtsam mit sich! Es gibt ganz viele kleine Dinge, die Ihr Leben wieder leichter machen und ihren Körper vor einer möglichen Stress-Starre schützen.

Wir begleiten Sie gerne auf diesem Weg …