Mitochondrien sind kleine Zellorganellen, die mit Ausnahme der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) in allen Körperzellen in mehreren Kopien vorhanden sind. Die Anzahl der Mitochondrien in einer Zelle richtet sich nach dem Energiebedarf der Zelle. Die höchste Mitochondrien-Konzentration hat mit 100 000 Kopien die Eizelle der Frau. Die Mitochondrien tragen eine eigene mitochondriale DNA (mtDNA). Entwicklungsgeschichtlich handelt es sich um Bakterien, die mittlerweile symbiotisch in uns leben. Sie werden nicht neu gebildet, sondern vermehren sich durch Teilung – das heißt, auch geschädigte Mitochondrien vervielfältigen sich.
Die Mitochondrien steuern nahezu alle Stoffwechselvorgänge und Entgiftungsprozesse in unserer Zelle. Im Prozessen der sogenannten inneren Atmung (Glukolyse, oxidative Decarboxylierung, Citratzyklus, Atmungskette) wird in den Mitochondrien Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat) hergestellt. Für den täglichen Energieverbrauch brauchen wir 60-80 Kg ATP, wofür ca. die Hälfte des täglichen Kalorienbedarfs verbraucht wird. Würden die Mitochondrien ihre ATP-Produktion einstellen, könnten wir nach 3 Sekunden keinen Muskel mehr bewegen.
Eine weitere Funktion ist die Einleitung der Apoptose – also des programmierten Zelltodes. Damit werden funktionsunfähige und überalterte Zellen beseitigt, um die Organe gesund zu halten. Krebszellen können allein deswegen unkontrolliert wachsen, weil sie ihre Mitochondrien ausschalten.
Die Mitochondrien sind ein wichtiger Calcium-Speicher, beteiligt am Harnstoffzyklus, an der Hämoglobin-Synthese, an der Bildung der Steroidhormone und nicht zuletzt am Neuaufbau von Glucose.
Eine gesunde Mitochondrienfunktion ist absolut lebensnotwendig für die Zelle. Ist diese gestört, spricht man von einer Mitochondriopathie. Lange erachtete die Hochschulmedizin Mitochondriopathien als reine Erbkrankheit aufgrund eines genetischen Defektes, weitergegeben über die mütterliche Linie. Nach neuesten Erkenntnissen können Mitochondriopathien aber auch im Laufe des Lebens epigenetisch erworben werden. Mögliche Auslöser sind Chemikalienexposition, mechanische Traumata (v.a. der Halswirbelsäule), oxidativer und nitrosativer Stress, chronische Entzündungen, Mangel an lebensnotwendigen Nährstoffen, Zahnstörherde, Kieferentzündungen oder Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten. Ist die Funktionsstörung der Mitochondrien gestört, kommt es zu einer unphysiologischen Anreicherung von Stoffwechselzwischenprodukten, was sich durch unterschiedlichsten Symptomen bemerkbar machen kann.
Vor allem nitrosativer Stress ist besonders gefährlich für die mitochondriale DNA. Im Gegensatz zum oxidativen Stress, der den Organismus mit einem Überangebot an Sauerstoff-Radikalen belastet, fallen beim nitrosativen Stress vermehrt Stickstoffmonoxid (NO) -Radikale an. NO ist für viele Funktionen des Organismus (Durchblutung, Immunsystem, Nervensystem, Energiegewinnung in den Mitochondrien) sehr wichtig, wird aber zu viel NO produziert, verkehrt sich seine Wirkung ins Gegenteil. NO und seine hochgiftigen Folgeprodukte Nitrotyrosin und Peroxinitrit hemmen teilweise irreversibel die Mitochondrienfunktion im gesamten Stoffwechsel.
Ursachen für nitrosativen Stress:
Eine gestörte Mitochondrien-Funktion gilt mittlerweile als Hauptursache vieler chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt, Arteriosklerose, Allergien, Autoimmunerkrankungen oder Reizdarmsyndrom, Depression, Erschöpfung, chron. Schmerzsyndrome, etc. Patienten entwickeln im Laufe der Zeit immer weitere Erkrankungen – es entsteht das Phänomen der Multimorbidität.
Diagnostik der Ursachen
Therapie